Auswärtsspiel

Ein Interview über die ideale Betreuung für dein Kind

von Mag. Marie-Thérèse Schmiedleitner, Pädagogin, Familienbegleiterin & SAFE-Mentorin

Mit der Suche nach einer Betreuung für dein Kind triffst du eine wichtige Entscheidung. Der Eintritt in den Kindergarten oder eine andere Einrichtung ist für Eltern wie Kinder ein großer Schritt. Der Übergang von der Betreuung zu Hause in die außerfamiliäre Betreuung ist für alle aufregend.

 

Kinder schließen Freundschaften, lernen, zu einer Gemeinschaft zu gehören und werden unabhängiger. Und Eltern auch.

Die Frage „Wie bekomme ich Job und Kinderbetreuung unter einen Hut“ beschäftigt viele Eltern. Wenn der Spagat einmal geschafft ist und die Kinder gut betreut sind, dann hast du den Kopf auch frei für den Beruf oder andere Aufgaben.

 

Vielleicht hast du ja auch schon öfter darüber nachgedacht, ob und zu welchem Zeitpunkt du dein Kind in eine Krippe, einen Kindergarten oder zur Tagesmutter/zum Tagesvater geben möchtest. Diese Entscheidung braucht Zeit und Vorbereitung.

 

Meine Freundin Steffi macht sich gerade viele Gedanken zum Thema Kinderbetreuung von Gustav. Sie möchte in einem Jahr wieder in den Job als Grafikerin zurückkehren. Gustav ist gerade fünf Monate alt. Steffi hat mir viele Fragen zum Thema Kinderbetreuung gestellt, die ich heute gerne mit euch teilen will.

Wann ist der richtige Zeitpunkt für die erste Fremdbetreuung?

Das Wichtigste ist, dass die Kinderbetreuung eine „gute“ ist. Das heißt, dass die BetreuerIn auf Gustavs Bedürfnisse eingeht. Die Feinfühligkeit der BetreuerIn ist dafür verantwortlich, dass sich Gustav sicher und geborgen fühlt. Die Qualität der Betreuung ist ausschlaggebend, egal, ob er nur zu Hause oder zusätzlich auch von anderen Personen außerhalb seiner Familie betreut wird. Wichtig ist natürlich auch eine sanfte Eingewöhnung zu Beginn, in der Gustav Vertrauen aufbauen kann.

Welche Betreuungsform ist für Gustav geeignet?

In Wien gibt es mittlerweile ein großes Angebot an Kinderbetreuungen. Das reicht von Kinderkrippen bzw. Kindergärten, Kindergruppen, bis zu Tagesmüttern/-vätern. Jede Betreuungsform hat seine Vorteile und jedes Kind und jede Familiensituation hat individuelle Bedürfnisse.


Versuche zuerst, deine Bedürfnisse, Anforderungen und Erwartungen zu klären:

  • Für welche Zeitdauer und in welchem Umfang benötigst du einen Betreuungsplatz?
  • Welche Erwartungen hast du an die Kinderbetreuung?
  • Was ist für dich wichtig, um Vertrauen zur Betreuungsperson und -einrichtung aufbauen zu können?

Dann wirst du auch bestimmt bald das Richtige für Gustav finden.

Worauf soll ich bei der Auswahl der Kinderbetreuungseinrichtung achten?

Ich persönlich empfehle dir: Nimm dir genügend Zeit, um die in Frage kommenden Betreuungseinrichtungen zu vergleichen, damit du die passende findest. Am besten ist es, wenn du Besichtigungstermine mit diesen Einrichtungen vereinbarst. So kannst du dir einen persönlichen Eindruck von den Räumlichkeiten und der Atmosphäre verschaffen. In diesem Kennenlerngespräch kannst du Informationen über das pädagogische Konzept, die BetreuerInnen und über das Bildungsangebot sowie die Elternzusammenarbeit erfragen. Stell alle Fragen, die dir auf der Zunge liegen. Checklisten, Qualitätskriterien und Rankings sind interessante Quellen – vergiss aber nie dein intuitives „Bauchgefühl“.

Woran  erkenne ich eine gute Einrichtung?

Wie du dir vorstellen kannst, schafft eine gute Einrichtung einen Rahmen, in dem sich Gustav sicher fühlt. Er soll sich im Tagesablauf orientieren können und wissen, wer wann für ihn da ist. Entscheidend fürs Kind sind eine gute Beziehung zur Betreuungsperson und die Feinfühligkeit der Betreuungspersonen gegenüber seinen Bedürfnissen. Dafür sind vor allem die Anzahl der Kinder pro BetreuerIn (Betreuungsschlüssel) und die Anzahl der Kinder in der Gruppe verantwortlich. Außerdem sind die Betreuungsräume, die Ausstattung (Bewegungsangebote), die Erziehungshaltung, der Tagesablauf, die Förderung und Ernährung sowie die Elternzusammenarbeit ausschlaggebend für die Qualität.

Wie gelingt ein guter Start?

Die Eingewöhnung ist das um und auf. In der Eingewöhnungsphase begleitest du oder der Papa Gustav und bleibst zu Beginn gemeinsam mit Gustav in der Gruppe. Das vermittelt deinem Sohn Gewissheit und Sicherheit. Du bist in der neuen Situation der sichere Hafen für ihn. Nach ein paar Tagen des Vertrauensaufbaus folgt die erste kurze Trennung für ein paar Minuten. Du verabschiedest dich von Gustav und kommst dann wieder. Damit gibst du ihm das Gefühl „Ich hol dich wieder ab!“. Diese Trennungsphasen werden dann langsam ausgedehnt. Das hat das Ziel, dass Gustav die Erfahrung der Verlässlichkeit macht. Und ich sag dir eins, die Eingewöhnung ist nicht nur für Gustav hilfreich, sondern auch für euch als Eltern.

Mag. Marie-Thérèse Schmiedleitner

ist Pädagogin und seit vielen Jahren in der Kinderbetreuung, vor allem bei Kindern unter 3 Jahren, tätig. Sie hat einige Jahre in Kindergruppen Erfahrung gesammelt und ist seit fünf Jahren als Fachberaterin der Tagesmütter im Wiener Hilfswerk tätig. Darüber hinaus ist sie systemische Familienberaterin und SAFE-Mentorin.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0