Baby, was willst du mir sagen?

Babysignale richtig verstehen

von Mag. Marie-Thérèse Schmiedleitner, Pädagogin, Familienbegleiterin & SAFE-Mentorin

Babys können noch nicht sprechen, aber uns etwas mitteilen, das können sie schon. Natürlich wäre es einfacher, wenn Babys von Anfang an wenigstens ein paar Worte sprechen könnten, wie „Hunger“, „kalt“ oder „Bauchweh“. Weil es aber so einfach nicht funktioniert, müssen wir lernen, die Signale des Babys zu verstehen. 

 

Dabei gehören auch Missverständnisse dazu.

 

Da muss die kleine Lotte das Bauchweh ertragen, weil der Papa nicht erkennt, dass Lotte ein Bäuerchen machen muss – und wenn er glaubt, es verstanden zu haben, legt er sie in Zukunft bei jedem Schreien über die Schulter und geht wippend auf und ab – dabei möchte Lotte doch einfach nur schlafen.

Wie dein Baby mit dir spricht

Natürlich ist es nicht immer leicht zu erkennen, was das Baby will. Alle Eltern brauchen Zeit, die Bedürfnisse ihres Babys zu verstehen. Doch mit zunehmender Übung werden du und dein Baby euch gut verständigen können. Es gibt nämlich Möglichkeiten, die Babysprache zu erlernen.

Dein Baby kann seine Gefühle und Bedürfnisse durch Mimik, Gestik und Laute verständlich machen. Es liegt an uns, diese Zeichen richtig zu deuten.

 

 

Je besser du diese Sprache verstehst, umso zufriedener wird dein Kind sein – und umso besser ist die Bindung zwischen euch beiden.

Intuition

Die gute Nachricht: Eltern haben eine intuitive Kompetenz, der sie vertrauen können. Mütter und Väter reden mit ihren Babys langsamer, in hoher Stimmlage und wiederholend. Aber auch wenn Eltern ihr Neugeborenes betrachten, halten sie es automatisch ca. 30 Zentimeter von ihrem eigenen Gesicht entfernt: ein schlauer Trick der Natur. Kleine Babys können nämlich in diesem Abstand Details in der Mimik am besten erkennen.

Babysignale erkennen

Babys senden viele Signale, meist bevor sie weinen. Wenn diese nicht wahrgenommen oder richtig interpretiert werden, dann gibt es für das Baby meistens nur noch ein Kommunikationsmittel: Schreien.

Grundsätzlich gilt: Dein Baby ist dann aufmerksam und zum Dialog bereit, wenn es zum Beispiel den Blickkontakt sucht, lächelt oder vielleicht die Zunge raus streckt. Das wirst du vielleicht auch schon beobachtet haben. Ein deutliches Zeichen dafür sind auch geöffnete Hände. In die Elternsprache übersetzt heißt das „Mama/ Papa, beschäftige dich mit mir. Erzähl mir was!“

 

Wendet dein Baby seinen Blick ab, braucht es eine Pause. Wenn es auch noch ruckartige Bewegungen macht oder den Körper überstreckt, dann ist das ein klares Signale dafür, dass es deinem Baby zu viel ist. Manchmal nimmt es auch wie zum Schutz die Hände vor den Kopf. Das kennst du? Übersetzt heißt das: „Ich brauche jetzt Ruhe!“

Babytalk: Verständigen über Gefühle

Schon in den ersten Lebensmonaten lernt dein Baby, Gefühle in deinem Gesicht zu lesen. Bald kann es Freude, Angst, Wut und Überraschung unterscheiden. Und es tritt mit dir in Kontakt, indem es deine Gefühle „nachmacht“ – es runzelt die Stirn, wenn du traurig aussiehst oder lacht, wenn du lachst. Es versucht also, sich mit dir zu verständigen.

 

Eltern ahmen intuitiv, oft etwas übertrieben, auch den Gesichtsausdruck des Babys nach: Sie lächeln, reißen den Mund weit auf oder runzeln die Stirn. Dies nennt man „Spiegeln“. Dein Baby lernt dabei, sich selbst und seine Gefühle zu verstehen, und kann besser mit seinen Gefühlen umgehen. Das stärkt das Einfühlungsvermögen und die Bindung. Dadurch kannst du die Gefühle deines Kindes immer besser nachempfinden und angemessen darauf reagieren.

 

Wie du weißt, ist jedes Kind anders. Seine Signale und seine Zeichen sind immer auch aus der Situation heraus zu deuten. Damit das gegenseitige Verstehen gelingt, ist es wichtig, immer genau hinzuschauen und wachsam auf die Signale deines Kindes zu achten. Durch dieses feinfühlige Verhalten wird die Bindungsentwicklung zwischen dir und deinem Baby gefördert. 

Der Workshop „Baby-Signale lesen“ am 2. Juni 2016 hilft Eltern, ihr Baby richtig zu verstehen. Wie der wortlose Dialog funktioniert und wie Babysignale z. B. Armrudern, Fäuste ballen oder Grimassen entschlüsselt werden können, ist Thema des Workshops. Anhand von Videos lernst du, dein Baby noch besser zu verstehen. Marie-Thérèse gibt Übersetzungshilfe und zusätzliche Tipps, wie Babys mithilfe von Selbstregulation beruhig werden können. 

 

Mag. Marie-Thérèse Schmiedleitner ist Pädagogin und seit vielen Jahren in der Kinderbetreuung, vor allem bei Kindern unter 3 Jahren, tätig. Sie hat einige Jahre in Kindergruppen Erfahrung gesammelt und ist seit fünf Jahren als Fachberaterin der Tagesmütter im Wiener Hilfswerk tätig. Darüber hinaus ist sie systemische Familienberaterin und SAFE-Mentorin.

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